Industrielles Informationsmanagement
Forschung am IIM
Der Lehrstuhl für Industrielles Informationsmanagement (IIM) bietet einen interdisziplinären Zugang zu logistischen Forschungsthemen an der Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaftslehre, Maschinenbau und Informatik. Die Forschungsthemen des Lehrstuhls sind das Design von Geschäftsmodellen, die Wertschöpfung in Datenökosystemen, die Digitalisierung der Logistik und Produktion sowie innovative Themen im Umgang mit Informationen in Produktions- und Logistiksystemen. Ziel ist es, mittels der anwendungsorientierten Forschung aktuelle Fragen aus der industriebetrieblichen Praxis aufzugreifen, sowie innovative Technologien in neue Anwendungsszenarien zu überführen.
Des Weiteren beteiligt sich der Lehrstuhl an der Ausbildung von Logistikern, Maschinenbauern und Wirtschaftsingenieuren in den Studiengängen an der Fakultät Maschinenbau. Zahlreiche Kooperationen mit nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft kennzeichnen die Tätigkeiten in der Forschung und Lehre.
Digital Business Models
Ein digitales Geschäftsmodell kann als ein Modell definiert werden, das digitale Technologien nutzt, um verschiedene Aspekte einer Organisation zu verbessern. Von der Art und Weise, wie das Unternehmen Kunden gewinnt, bis hin zu dem Produkt oder der Dienstleistung, die von der Organisation angeboten wird. Dieser Effekt tritt auf, wenn digitale Technologie dazu beiträgt, den Produktwert und die Unternehmensprozesse zu verbessern. Das digitale Geschäftsmodell zeichnet sich durch Fokus auf Daten und Analytik aus und organisiert sein Partnernetzwerk als skalierbares Ökosystem über Plattformen.
Die Forschung am IIM befasst sich mit folgenden Schwerpunkten von digitalen Geschäftsmodellen:
- Identifikation und Konzeptualisierung von Digital Business Models (DBM) und deren Charakteristika, sowie treibende Technologien für DBM's
- Strategieentwicklung für Digital Business Models im Logistiksektor
- Referenzarchitekturen und Design-Prinzipien für digitale Geschäftsmodelle
Business Ecosystems
Das Ökosystem ist ein inter-organisationales Organisationskonzept, dass Märkte und Hierarchien komplementiert. Das Konzept wurde 1993 von James F. Moore in die Managementforschung eingeführt und hat seitdem eine prominente Rolle im strategischen Management und der Wirtschaftsinformatik eingenommen. Ökosysteme wurden aus der Ökologie adaptiert und führen eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Mechanismen ein, die aus der Systemtheorie kommen. Bedeutend sind hierbei die Koevolution und der Kooperationswettbewerb (Coopetition).
Grundsätzlich ist ein Ökosystem eine Menge von Akteuren, die komplementäre Güter herstellen, welche der Kunde zu Produktsystemen kombiniert. Wichtig ist dabei, dass die Akteure weder Teil einer wirtschaftlichen Einheit sind, noch eine direkte Abstimmung der Produktion stattfindet. Häufig wird mit Ökosystemen der Begriff der Plattform assoziiert, so liegen auch Wurzeln der Business Ecosystems bis zum Aufkommen der Automobilindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, wobei das Automobil die zentrale Plattform für ergänzende Waren, Dienstleistungen und Geschäftsbeziehungen darstellte. Ein anderes Beispiel sind die iOS und Android Ökosysteme. Hier dienen die Betriebssysteme bzw. Mobiltelefone als Plattform für die Entwickler, welche die Softwaremarktplätze füllen und den Wert für den Endnutzer steigern.
Die Forschung am IIM befasst sich in drei Schwerpunktsbereichen mit Ökosystemen:
- Konzeptualisierung von Business Ecosystems, vor allem mit der Analyse von Eigenschaften, Strukturen und Charakteristika. Besonderes Forschungsinteresse liegt dabei in der Rolle von Daten, Information und Wissen in Ökosystemen.
- Das Zusammenwirken von Ressourcen und Fähigkeiten und die Auswirkung auf das Verhalten der Ökosystemteilnehmer und des gesamten Ökosystems. Dabei sind besonders die Auswirkungen auf die Ökosystemgesundheit, Innovation und Agilität interessant.
- Das Design, Management und Strategien von Plattformen für verschiedene Anwendungen. Hierunter fällt bspw. die Gestaltung von IIoT-Plattformen für Digitale Zwillinge. Dieser Forschungszweig ist dabei eng verbunden mit dem Geschäftsmodell der Plattform.
Bei dem Projekt Silicon Economy Logistics Ecosystem (SELE) ist der Lehrstuhl involviert und arbeitet an grundlagenorientierten Forschungsansätzen für ein logistisches Ökosystem mit offenen Plattformen und Open-Source Basistechnologien zur Automatisierung und Digitalisierung von Warenströmen in den Wirtschaftsstandorten Deutschland und Europa.
Digital Twins
Ein Digital Twin ist eine digitale Nachbildung einer lebenden oder nicht lebenden physischen Einheit. Der Term „digitaler Zwilling” bezieht sich auf eine digitale Repräsentanz potenzieller und tatsächlicher physischer Vermögenswerte, Prozesse, Personen, Orte, Systeme und Geräte, die für verschiedene Zwecke verwendet werden können. Die digitale Darstellung liefert sowohl die Elemente, als auch die Dynamik der Funktionsweise und Lebensdauer seiner physischen Einheit, während des gesamten Lebenszyklus ab.
Digital Twins integrieren IoT, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Softwareanalysen, um lebende digitale Simulationsmodelle zu erstellen, die aktualisiert und geändert werden, wenn sich ihre physischen Gegenstücke ändern. Mit dieser Methodik, kann sein Status, sein Arbeitszustand oder seine Position nahezu in Echtzeit dargestellt werden. In verschiedenen Industriesektoren werden Zwillinge eingesetzt, um die Planung, den Betrieb und die Wartung von physischen Anlagen, Systemen und Herstellungsprozessen zu optimieren. Sie sind eine prägende Technologie für das industrielle Internet der Dinge (IIoT), in der physische Objekte virtuelle Existenz innehalten, die mit anderen Maschinen und Menschen im Rahmen von sog. cyber-physischen Systemen interagieren kann.
Die Forschung am IIM befasst sich mit den folgenden Schwerpunktsbereichen:
- Konzeptualisierung von Digital Twins, vor allem mit der Analyse von Eigenschaften, Strukturen und Charakteristika. Besonderes Forschungsinteresse liegt dabei in der Rolle/Funktion von Zwillingen in den jeweiligen Anwendungsbereichen
- Die Implementierung von unternehmensübergreifenden Digital Twins im Rahmen des Data Sharings, darunter fallen Themengebiete wie Datensouveränität, standardisierter Datenaustausch und Datensicherheit
- Weiterentwicklung komplementärer Forschungszweige im Themenbereich des digitalen Zwillings
